Der Mere-Exposure-Effekt wurde erstmals von dem Psychologen Robert Zajonc (1968) beschrieben. Er entdeckte, dass Menschen dazu neigen, Reize, denen sie häufiger ausgesetzt sind, positiver zu bewerten. Dieser Effekt tritt bei verschiedenen Arten von Reizen auf, darunter Personen, Bilder, Töne, Nahrungsmittel und Gerüche. Die zugrunde liegende Theorie besagt, dass Vertrautheit zu einer positiven Bewertung führt.
Forschungsergebnisse
Zajonc’s Experiment (1968)
In einem Experiment legte Zajonc (1968) seinen Versuchspersonen vermeintlich chinesische Schriftzeichen vor. Die Darbietungshäufigkeit der einzelnen Zeichen variierte, und die Probanden sollten die Zeichen auf einer Skala von positiv bis negativ bewerten. Die Ergebnisse zeigten, dass die Zeichen mit zunehmender Darbietungshäufigkeit positiver bewertet wurden. Dieses Experiment veranschaulicht, wie Wiederholung die Wahrnehmung von Reizen beeinflusst.

Metaanalyse von Bornstein (1989)
Bornstein (1989) führte eine umfassende Literaturrecherche durch, die zeigte, dass der Mere-Exposure-Effekt am stärksten ist, wenn die Darbietungshäufigkeit im mittleren Bereich liegt und die Darbietungsdauer kurz ist. Der Effekt ist besonders wirksam, wenn der Reiz komplex ist und die Bewertung nicht unmittelbar nach der Darbietung erfolgt. Diese Bedingungen verstärken den Effekt, insbesondere wenn bewusstes Erinnern unwahrscheinlich ist.
Praktische Anwendungen
Werbung und Marketing
Der Mere-Exposure-Effekt gibt interessante Hinweise für Werbung und Marketing. Es ist nicht immer notwendig, die volle Aufmerksamkeit der Konsumenten zu erlangen. Stattdessen kann die wiederholte, unbewusste Darbietung von Markenlogos, Jingles oder Slogans zu einer positiven Wahrnehmung führen. Dies erklärt auch, warum viele Werbestrategien auf Wiederholung setzen, um Markenbekanntheit und -sympathie zu steigern.
Sozialer Umgang
Auch im zwischenmenschlichen Bereich spielt der Mere-Exposure-Effekt eine Rolle. Menschen, die wir häufiger sehen, finden wir tendenziell sympathischer. Dies kann ein Hinweis darauf sein, warum Kolleginnen und Kollegen, die regelmäßig zusammenarbeiten, oft engere Freundschaften entwickeln.
Fazit
Der Mere-Exposure-Effekt beschreibt ein interessantes psychologisches Phänomen, das sich auf unsere Wahrnehmung und Entscheidungen im Alltag bezieht. Von der Werbung bis hin zu zwischenmenschlichen Beziehungen zeigt sich, dass Wiederholung eine entscheidende Rolle dabei spielen kann, wie positiv wir Dinge wahrnehmen.
Literatur
- Bornstein, R.F. (1989). Exposure and affect: Overview and meta-analysis of research, 1968-1987. Psychological Bulletin, 106, 265-289.
- Zajonc, R.B. (1968). Attitudinal effects of mere exposure. Journal of Personality and Social Psychology, 9, 1-27.